Aus 2 mach 3: Trilaterale Begegnungen als Ausdruck gelebter Vielfalt

Wenn junge Menschen aus Deutschland und Frankreich Perspektiven und Meinungen austauschen, ist interkulturelles Lernen garantiert. Wenn Teilnehmende aus einem weiteren Land dazukommen, ist der Lerneffekt noch größer. Deshalb fördert das DFJW auch Begegnungen zwischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus drei Ländern. 

Interkultureller Nutzen

Die Sensibilität für die eigene Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie der differenzierte Blick auf Stereotype und Vorurteile lassen sich mit Beteiligten aus drei Ländern leichter hinterfragen und reflektieren. Empirische Studien zeigen: Begegnen sich junge Menschen aus drei Ländern, ist der Austausch intensiver und nachhaltiger. 

Vorschau Jugendliche aus verschiedenen Ländern in Europa bei der Begegnung „Youth for Peace“
Jugendliche aus verschiedenen Ländern in Europa bei der Begegnung „Youth for Peace“
© 2018 by Jennifer Sanchez/ vonZynski.com

Europäische Zusammenarbeit und Vision

Das DFJW unterstützt eine „Pädagogik des Unterschiedes“: Erst durch das Verstehen kultureller Unterschiede kann tragfähiges Verständnis füreinander entwickelt werden. Dieses Verständnis ist die Grundlage für einen nachhaltigen Dialog auf Augenhöhe über die Grenzen Europas hinaus. 
Der Perspektivwechsel ermöglicht allen Teilnehmenden eine vertiefte Auseinandersetzung mit kulturell und historisch gewachsenen Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Auch der europäische Gedanke und die Demokratie werden in trilateralen Begegnungen greifbarer.

 

Zivilgesellschaft durch Friedenspädagogik stärken

Der Perspektivwechsel schärft den kritischen Blick auf historische Ereignisse und gesellschaftspolitische Entwicklungen. Sie können in trilateralen Begegnungen in einen größeren Zusammenhang gestellt werden. Der intensive und pädagogisch begleitete Austausch von Standpunkten und Sichtweisen ist ein Garant für Krisenprävention und grenzüberschreitende Verständigung zwischen jungen Menschen.

Der sprachliche Mehrwert und der geschichtliche Nutzen

Bei trilateralen Begegnungen wird häufig eine Fremdsprache gesprochen. Die Jugendlichen erkennen den Mehrwert des gemeinsamen Lernens und werden sich ihrer Fortschritte in der Fremdsprache bewusst. Die Angst vor Fehlern in der Partnersprache nimmt ab und alle Teilnehmenden werden sprachlich gefördert.

Wer sich mit jungen Menschen aus anderen Ländern austauscht, überwindet eine einseitige Geschichtsinterpretation. An ihre Stelle tritt eine multiperspektivische Auseinandersetzung und Aufarbeitung. Die deutsch-französische Aussöhnung kann beispielhaft sein und Lösungsansätze für aktuelle Konflikte bieten.

Vorschau Kunst aus einem Workshop zur europäischen Geschichte
Kunst aus einem Workshop zur europäischen Geschichte
© 2018 by Jennifer Sanchez, vonZynski.com

Inhalt und Aufbau trilateraler Projekte

Zielgruppen trilateraler Projekte

Trilaterale Begegnungen richten sich an alle Zielgruppen des DFJW. Es kann sich dabei um schulische oder außerschulische Begegnungen für Schüler:innen, Studierende, Auszubildende, junge Berufstätige oder Arbeitssuchende handeln.

Förderbedingungen 

Das DFJW kann trilaterale Begegnungen unter folgenden Voraussetzungen unterstützen: 

  • Das Projekt umfasst 1 Begegnungsphase pro Land und damit insgesamt 3 Begegnungsphasen (Gegenseitigkeitsprinzip).
  • Eine Begegnungsphase dauert jeweils zwischen 4 und 21 Tagen.
  • Das Projekt dauert zwischen 1 und 3 Jahren. 
  • Am Projekt können maximal 70 Personen, inklusive Betreuende, teilnehmen. 
  • Die Teilnehmendenzahl zwischen den jungen Menschen aus den beteiligten 3 Ländern muss ausgewogen sein.
  • Alle am Projekt teilnehmenden Länder arbeiten gemeinsam an der Projektkonzeption- und umsetzung
  • Bei den Phasen sind alle (drei) Sprachen zu berücksichtigen. 
Vorschau Austausch mit jungen Menschen aus Deutschland, Frankreich und Marokko
Austausch mit jungen Menschen aus Deutschland, Frankreich und Marokko
© abed e.V.

Inhalte

Trilaterale Austausche müssen Projektcharakter haben und einen thematischen Schwerpunkt verfolgen. Es sollen aktuelle gesellschafts-, geo- und/oder außenpolitische Themen behandelt werden, wie beispielsweise:

  • Zukunft und Geschichte Europas
  • Demokratie und Menschenrechte
  • Politische Bildung und Teilhabe junger Menschen
  • Berufliche Bildung

Ziel jeder Begegnung ist die Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen, politischen Bildungsinhalten und Friedenspädagogik. Daher sollten Methoden der Kultur- und Begegnungspädagogik eingesetzt werden, die diese Ziele fördern. Das DFJW unterstützt diesen Prozess mit pädagogischen Materialien und Fortbildungen. 

Länder und Regionen

Das DFJW fördert schwerpunktmäßig trilaterale Begegnungen mit Ländern in folgenden Regionen:   

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In begründeten Sonderfällen kann das DFJW Begegnungen mit mehr als drei Ländern fördern. Das Projekt muss einen besonderen thematischen und pädagogischen Mehrwert aufweisen, wie z. B. die historische Aufarbeitung zwischen zwei Ländern, für die die deutsch-französische Zusammenarbeit als Inspirationsquelle dienen kann.

Regionale Kooperationen zwischen vier Ländern zu Themen wie Geschichte, Friedens- und Erinnerungsarbeit, Identität und Integration, sind etwa deutsch-französische Projekte mit dem Kosovo* und Serbien oder mit Israel und den Palästinensischen Gebieten. 

* Diese Bezeichnung berührt nicht die Standpunkte zum Status und steht im Einklang mit der Resolution 1244 des VN-Sicherheitsrates und dem Gutachten des Internationalen Gerichtshofs zur Unabhängigkeitserklärung des Kosovos.

Fördermöglichkeiten für trilaterale Projekte

Antragsstellung beim DFJW

Ein Förderantrag für trilaterale Projekte kann über das entsprechende Formular direkt beim Zentralen Servicebereich des DFJW (csp@ofaj.org) eingereicht werden. Findet die erste Projektphase in Deutschland statt, muss der deutsche Träger den Antrag stellen; findet die erste Begegnungsphase in Frankreich statt, muss der französische Träger den Antrag einreichen. Für die Projektphasen in einem weiteren Land (außer Deutschland und Frankreich) kann der Förderantrag ausschließlich vom deutschen oder französischen Träger gestellt werden.

Förderung über Sonderfonds

Das Auswärtige Amt und das französische Europa- und Außenministerium stellen dem DFJW zusätzliche Mittel zur Förderung trilateraler Projekte zur Verfügung. Mit diesen Sonderfonds unterstützt das DFJW Begegnungen mit den Ländern Mittel- und OsteuropasSüdosteuropas und des Maghreb.

Bei diesen Projekten handelt es sich um Begegnungen mit Pilotcharakter, die sich auf außenpolitische Themen beziehen.

Vorschau Wand mit Informationen zu Programmen des DFJW
Wand mit Informationen zu Programmen des DFJW
© Pol Guillard