Wie steht es um die deutsch-französische Freundschaft? Diese Frage steht ganz vorn bei der Podiumsdiskussion im Rahmen des deutsch-französischen Jugendforums in Otzenhausen im September 2020.
Kein Wunder, sind doch prominente Personen auf dem Podium vertreten, die Expertise in genau diesen Themen haben: Tobias Hans, Ministerpräsident des Saarlandes. Stephan Toscani, der Präsident des Saarländischen Landtags. Jean Rottner, Präsident des Regionalrats der benachbarten Region Grand-Est. Und Tobias Bütow sowie Anne Tallineau, beide Generalsekretäre des DFJW.
Die Fragen der rund 30 jungen Teilnehmenden zur deutsch-französischen Freundschaft werden dann auch ambitioniert beantwortet: Deutsch-Französische Freundschaft fängt mit der Sprache an, und es sei daher ein wesentlicher Bestandteil der Frankreich-Strategie des Saarlandes, Deutsch und Französisch beides wie Muttersprachen im Kindergarten und in der Schule zu behandeln, so Tobias Hans. „Englisch kann dann in der Schule weiterhin als erste Fremdsprache hinzukommen. Je mehr Sprachen, desto mehr Chancen“, so der Ministerpräsident. Zusammen mit Stephan Toscani und Jean Rottner betont er mehrmals, wie wichtig es ist, dass Probleme in der Grenzregion von beiden Ländern gemeinsam angegangen werden. So würden zu relevanten Ausschuss-Sitzungen des Saarlandes immer auch französische Partner hinzugeschalten, die beiden Länder stünden in engem Austausch zueinander. Immerhin könnten weder Deutschland, noch Frankreich große anstehende Probleme alleine bewältigen. Beide Länder, da sind sich die Diskutanten einig, sind auf Zusammenarbeit angewiesen, um große Herausforderungen zu lösen.
Doch was sind die großen Probleme unserer Zeit? Den Teilnehmer*innen des Jugendforums fällt direkt etwas ein. Heute Nacht ist das Flüchtlingslager in Moria abgebrannt. Ob man da denn auf deutsch-französischer, ja auf gesamt-europäischer Ebene nicht etwas tun müsse, will ein Teilnehmender wissen. „Schicken Sie doch einfach ein Flugzeug rüber, holen sie die ersten hundert Geflüchteten ins Saarland und gehen Sie mit einem guten Beispiel voran!“ Der Ministerpräsident weicht aus. Erstens habe man grade kein Flugzeug zur Hand, und zweitens müsse man das auf europäischer Ebene erst einmal besprechen und reflektieren.
Das ist den Jugendlichen zu wenig. Immerhin: Alles hängt mit allem zusammen. Ist nicht der Klimawandel ein Grund für Migration? Und wird nicht auch hier von Deutschland, Frankreich und Europa zu wenig unternommen? „Es ist sehr verantwortungsvoll, dass ihr jungen Menschen in einem Alter von 20 Jahren darüber nachdenkt, wie die Welt aussieht, wenn ihr 50 Jahre alt seid“, gesteht Tobias Hans ein. „Diesen Weitblick hat nicht jeder. Jeder Politiker, der sagt, er habe keine Zeit für Klimawandel weil jetzt Corona ist, der versagt an dieser Stelle.“