Am 25. Juli 2016 lud die „Association des Jeunes pour une Grande Europe/Youth Association for a Greater Europe“ zu ihrem Jahrestreffen in den UNESCO-Sitz in Paris. Dr. Markus Ingenlath, Generalsekretär des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW), nahm in diesem Zusammenhang an einer Podiumsdiskussion zur Übertragbarkeit der Erfahrungen des deutsch-französischen Versöhnungsprozesses auf die heutige Situation in Europa bei der Suche nach einem dauerhaften Friedensmodell.

In seinem Redebeitrag betonte Dr. Ingenlath, dass die deutsch-französische Erfahrung zu singulär ist um als Modell zu dienen. Sie ist eher als Inspiration für andere Länder zu bezeichnen, dass dauerhafter Frieden trotz schmerzlicher gemeinsamer Vergangenheit erreichbar ist. Ermöglicht wurde dies durch eine Reihe von Maßnahmen oder „Instrumenten“, die nötig sind, um langfristig Frieden zu sichern und die europäische Idee zu stärken. Sie sind sicherlich auf die eine oder andere Weise auf andere Regionen Europas übertragbar.

Dazu zählt an erster Stelle der umfassende Dialog zwischen den Bürgergesellschaften, der von der Politik nicht behindert, sondern großzügig – auch finanziell – gefördert wird. Hier sind zum Beispiel die Städtepartnerschaften zu nennen, aber im deutsch-französischen Jugendbereich gerade auch das DFJW, das bereits mehrfach als Inspirationsquelle für weitere bi- oder multinationale Förderinstitutionen von grenzübergreifenden Jugendaustauschorganisationen diente. Zuletzt war das DFJW zum Beispiel stark am Aufbauprozess des neu gegründeten Westbalkan-Jugendwerks „Regional Youth Cooperation Office of the Western Balkans“ (RYCO) beteiligt.

Für die positive und nachhaltige Entwicklung von internationalen Jugendaustauschbegegnungen sei es unabdingbar, dass man auf bewährte und gut verankerte Strukturen in jedem Land zurückgreift und den interkulturellen Lernprozess sie nach den jeweiligen historischen, ethnischen und kulturellen Eigenheiten eines jeden Partners ausrichtet. Das vorwiegend russischstämmige Publikum nahm den Redebeitrag interessiert auf und stellte Fragen nach der Übertragbarkeit der Erfahrungen in den heißen oder „gefrorenen“ Konflikten im postsowjetischen Raum.

An der Podiumsdiskussion nahmen außerdem Florent Charpentier, Professor an der Pariser Politikhochschule Sciences Po, Dmitry Suslov, Professor an der National Higher School of Economics in Moskau, sowie Ilja Skrylnikow, Vorsitzender des French-German Young Leaders-Programm, teil.