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Penser la Méditerranée ensemble – Transmediterrane Jugendpolitik

 

Projektbeschreibung & Kontext

Die vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) geförderte trinationale Forschungsgruppe Penser la Méditerranée ensemble – transmediterrane Jugendpolitik bringt Wissenschaftler:innen, Doktorand:innen und Studierende aus Tunis, Aix/Marseille und Saarbrücken zusammen, die in den nächsten drei Jahren (7/2022 – 6/2024) gemeinsam an der Aufgabe arbeiten werden, die Méditerranée als einen Beziehungs- und Zirkulationsraum in den Blick zu nehmen. Vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte und von Politiken der Abschottung ist es das Ziel der gemeinsamen Arbeit, im Dreieck Maghreb, Frankreich und Deutschland konzeptuell und politisch die Gründung eines transmediterranen Jugendwerks vorzubereiten und zu befördern. Was bedeutet es, aus kulturtheoretischer, literarischer, künstlerischer, historischer, politischer, soziologischer, philosophischer… Perspektive die Mittelmeer-Region gemeinsam zu denken? Welche Voraussetzungen und Hindernisse sind, von den verschiedenen Bezügen ausgehend, zu diskutieren? Welche institutionellen und sozialen Architekturen gilt es zu bauen, welche Programme sind zu gestalten, um Perspektiven zu eröffnen?

 

Zielsetzung

Die Aufgabe der Forschungsgruppe besteht darin – in Form von Grundlagenforschung, die das Individuelle mit dem Allgemeinen verbindet – programmatische und strukturelle Vorschläge zu erarbeiten, auf deren Grundlage Bildungskooperationen und Jugendaustausch auf Augenhöhe im Mittelmeerraum politisch realisiert werden können. Ein Memorandum zu den gemeinsam erarbeiteten Ergebnissen soll zum Ende der Projektlaufzeit an politische Vertreter:innen übergeben werden.

 

Arbeitsweise & Ablauf

Das DFJW-Zukunftslabor mit den im Rahmen des Projekts organisierten Treffen, Konferenzen und Workshops sind ein Raum der Auseinandersetzung mit all diesen Fragen, ebenso wie die Projektwebsite, die Raum für Beiträge in verschiedenen Formaten bietet.
Es ist ein Ort des (sich) Erzählens und des Austauschs in einem Raum der Begegnung und der Möglichkeiten, in dem junge Forscher:innen und Studierende sich mit ihren verschiedenen Bezügen zur Méditerranée auseinandersetzen und die aus ihrer Sicht drängenden Fragen, Lebensbedingungen sowie gesellschaftspolitischen Debatten in ihren jeweiligen Ländern aus verschiedenen epistemologischen Zugängen thematisieren. Als Grundlage dieser Arbeit dienen die drei bisher ausgewählten Themenfelder „Grenzen und Zirkulation“, „Differenzen und Anerkennung“, „Lebensgrundlagen und Nachhaltigkeit“. Insbesondere auch die Frage danach, wie eine transmediterrane Jugendpolitik gestaltet werden könnte, die auf dem Gedanken der Verständigung beruht und auf die vielfältigen Herausforderungen der Gegenwart antwortet, steht im Mittelpunkt der Diskussion. In diesem Zusammenhang ist es auch Ziel, mit politischen Akteur:innen aus dem Bildungsbereich und der auswärtigen Kulturpolitik in Kontakt zu treten, um die Gründung eines möglichen transmediterranen Jugendwerks vorzubereiten.
Die Sprache Europas, so heißt es zu Recht, sei die Übersetzung. Wie Europa ist auch die Méditerranée insgesamt mehrsprachig. Doch nicht alle ihre Sprachen können im DFJW-Zukunftslabor präsent sein – das Italienische und Spanische, Griechische und Türkische etwa. Wir können uns jedoch auch nicht auf das Französische und Deutsche beschränken, wenn wir das franco-allemand öffnen und das europäische entre-soi aufbrechen wollen. In der Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich war und ist gerade der Erwerb der je anderen Sprache ein wichtiges Element einer erfolgreichen Jugendpolitik, die hegemonialen Ansprüchen und Gewohnheiten entsagt. Gleiches gilt für eine transmediterrane Verständigung, die der Horizont unserer Arbeit ist. Arabisch ist daher eine weitere Sprache des DFJW-Zukunftslabors.

 

Hintergründe

Penser la Méditerranée ensemble – transmediterrane Jugendpolitik knüpft an die Arbeit der Forschungsgruppe Transmed ! Pensée méditerranéenne et conscience européenne (finanziert durch das DFJW), die 2010 ihre Arbeit aufgenommen hatte und in der Forscher:innen aus Deutschland, Frankreich und anderen Ländern rund um das Mittelmeer gemeinsam an der Frage arbeiteten, wie Europa auf die Herausforderungen unserer Zeit reagieren soll. Insbesondere auf die offensichtlichen Krisen in den Ländern des Südens, die gleichzeitig auch Spiegel einer allgemeinen Krise Europas und seiner Gesellschaften sind. Im Mittelmeerraum werden die Zukunftsprobleme der globalen Welt wie unter einem Brennglas sichtbar. Die zentrale Idee war daher, Europa vom Süden her neu zu denken: Wie wollen wir zusammenleben?

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Deutsch-Französische Jugendwerk auf dem Gedanken der Verständigung gegründet. Dieser Gedanke bestimmt nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 auch seine Programme, mit denen es die Osterweiterung der Europäischen Union begleitete.
Als historisches Vorbild diente das DFJW etwa bei der Gründung eines Deutsch-Polnischen Jugendwerks. Auf diese historisch besondere Arbeit des DFJW für die europäische Integration bezieht sich das Zukunftslabor, wenn es die Frage danach stellt, wie eine transmediterrane Jugendpolitik gestaltet werden könnte.

 

Netzwerk & Organisationsstruktur

Sprecher:

Franck Hofmann & Markus Messling, Universität des Saarlandes

Projektpartner:innen:

Malika Assam, CNRS / Université Aix-Marseille
Karima Dirèche, CNRS / Université Aix-Marseille
Farah Hached, Université Mahmoud El-Materi
Fabian Meinel, Centre Franco-Allemand de Provence
Line Perrin, Universität des Saarlandes
Sihem Sidaoui, Université de la Manouba

Wissenschaftliche Koordinatorin:

Azyza Deiab, Universität des Saarlandes

Wissenschaftliche Hilfskräfte:

Mélina Joyeux, Université Aix-Marseille
Julian Wendlinger, Universität des Saarlandes

Wissenschaftlicher Beirat:

Raffaele Carbone, Università degli Studi di Napoli Federico II
Leyla Dakhli, CNRS / Centre Marc Bloch
Mohamed Kerrou, Université de Tunis el-Manar
Nora Lafi, Zentrum Moderner Orient
Tanja Michalsky, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte Rom, Bibliotheca Hertziana
Sarga Moussa, CNRS / Université Sorbonne Nouvelle – Paris 3
Thierry Fabre, IMéRa Marseille