Die Schülerinnen und Schüler entwerfen einen Fragebogen, mit dem sie in Deutschland und Frankreich Freunde, Familie, Bekannte zu überlieferten Erinnerungen ihrer Eltern und Großeltern an den ersten Weltkrieg befragen. Die Ergebnisse werden bei einem Treffen in Müllheim miteinander verglichen. Außerdem werden Gedenkstätten im Elsass und Südbaden besucht. Ziel soll sein, Auswirkungen der gebliebenen Erinnerungen auf den Umgang mit geschichtlichen Ereignissen und den daraus folgenden Entwicklungen zu erkennen und Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten in der Erinnerungsarbeit herauszufinden.
Programme
Juli: Vorbereitungstreffen des Lehrerteams
September: Entwicklung des Fragebogens durch die SchülerInnen; Auswahl der Fragen für den Fragebogen anhand einer Internetumfrage; erster Kontakt zwischen den SchülerInnen
Oktober: Durchführung der Umfrage in ihrem Umfeld und beispielsweise in Altersheimen oder anderen Institutionen in Müllheim und Arnage
November: Treffen der SchülerInnen in Müllheim; Auswertung und Vergleich der Ergebnisse; Besichtigung einiger Erinnerungsstätten
Déroulement du projet
Im Juli 2014 haben sich die Lehrerteams beider Länder getroffen, um Einzelheiten des Projekts zu planen, Vorstellungen über den Ablauf abzugleichen und die jeweiligen Erwartungen zu besprechen.
Die Schülerinnen und Schüler aus Arnage werden am 9.11.2014 abends losfahren und am Morgen in Müllheim von den deutschen Partnern empfangen. Ein erstes Kennenlernen ist geplant. Außerdem soll versucht werden die Schülerinnen und Schüler in Gastfamilien unterzubringen, sofern dies für die deutschen Schülerinnen und Schüler möglich ist. Freitagabend werden die französischen Schülerinnen und Schüler mit dem Bus wieder zurück nach Arnage fahren.
Die Lehrerteams konnten erfolgreich Ideen zu den Inhalten und dem Ablauf diskutieren, abgleichen und austauschen.
Im September und Oktober arbeiteten die Schülerinnen und Schüler in Frankreich und Deutschland einen Fragebogen aus, der ihnen Informationen darüber liefern sollte, welche Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg auf beiden Seiten noch aktiv sind. Die Schülerinnen und Schüler befragten sowohl in Arnage als auch in Müllheim die eigenen Familien, versuchten in Altersheimen Erinnerungen an Eltern und Großeltern aufzudecken und legten auch Umfragen im Museum in Müllheim aus, wo gerade eine Ausstellung zum Ersten Weltkrieg stattfindet. Andere Arbeitsgruppen bereiteten ein Willkommensvideo für die französische Klasse vor, gestalteten aktiv den Verlauf der Austauschwoche mit und bereiteten eine Präsentation zu dem Film "Joyeux noel"/ "Merry Christmas" auf deutsch und französisch vor.
Am Montag. kam die französische Schulklasse morgens in Müllheim an der Schule an. Willkommen geheißen wurden die Schülerinnen und Schüler mit einem Frühstück, das die deutschen Klassen gemeinsam vorbereitet haben. Um das Eis trotz der sprachlichen Schwierigkeiten, die zum Teil auf beiden Seiten bestanden, zu brechen, wurde die Woche über immer wieder eine Sprachanimation durchgeführt, die die Schülerinnen und Schüler dazu brachte sich gegenseitig kennenzulernen. So konnte auch denen, die nur wenige Kenntnisse der Partnersprache hatten, die Möglichkeit gegeben werden sprachlich voranzuschreiten. Deutsche Schülerinnen und Schüler, die den Kurs für Fortgeschrittene besuchen, halfen in den Gruppenarbeiten immer wieder die Kommuniaktion aufrecht zu erhalten und bei Lehreransprachen zu übersetzen. Eine Gruppe der Georg-Kerschensteiner-Schule hatte bereits im Vorfeld eine Präsentation zu dem Film "Joyeux noel"/ "Merry christmas" vorbereitet, die sie dann zweisprachig vortrug.
Am Montag Abend wurden die französischen Schülerinnen und Schüler in ihren Familien aufgenommen. Wie die Evaluation am Ende der Woche zeigte, war dies für die Jugendlichen eine neue und außergewöhnliche Erfahrung, die sie sehr schätzten. Alle gabe an, dass sie sich in ihren Familien wohl gefühlt hatten und sehr freundlich aufgenommen wurden.
Am Dienstag wurde fleißig weiter am Projekt gearbeitet. Vor allem wurde der Film "Joyeux noel" genutzt, die Schülerinnen und Schüler an die Geschichte heran zu führen und unterschiedliche Aspekte zu untersuchen. Ausschnitte, die die Propaganda, die Härte der Kämpfe, die Verbrüderung und die hierarchischen Unterschiede in den Truppen verdeutlichten, wurden von den Schülerinnen und Schülern in bilingualen Gruppen beleuchtet und diskutiert. Abends fanden sich beide Gruppen bei einem Spezialitätenabend zusammen, für den die französischen Klassen regionale Spezialität zum Probieren mitbrachten. Auch die deutschen Schülerinnen und Schüler konnten ihren Gästen regionale Köstlichkeiten anbieten.
Am Mittwoch Morgen stand wieder die Arbeit am Projekt auf dem Plan. An diesem Tag konnten sich die Schülerinnen und Schüler den Fragen der Umfrage widmen, wobei die Erkenntnis, dass weder in Deutschland noch in Frankreich viele Erinnerungen gesammelt werden konnten, im Vordergrund stand. Insbesondere auf der deutschen Seite schienen die Familiengeschichten aus dem Ersten Weltkrieg durch Schicksalsschläge und aktivere Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg überlagert. Weil in den französischen Lehrplänen im Fach Geschichte dem 1. Weltkrieg mehr Zeit eingeräumt wird und wegen des französischen Feiertags am 11. November, scheint in Frankreich dieser Teil der Geschichte mehr im kollektiven Gedächtnis verankert zu sein. Die Beschäftigung mit diesem Abschnitt unserer Vergangenheit führte die deutsch-französische Gruppe zu Reflexionen bezogen auf die Gegenwart. Zu Fragen wie "Aus welchen Gründen würde man desertieren?", "Welche Mittel und Wege gibt es einen Krieg zu vermeiden?" oder "Würden Sie heute in den Krieg ziehen?" konnten sich die Schülerinnen und Schüler in zweisprachigen Kleingruppen anhand der Placement-Methode Gedanken machen.
Nachmittags hatten die deutschen Schülerinnen und Schüler eine Stadtführung in Freiburg vorgesehen. Für den Abend trafen sich beide Gruppen zu einem gemeinsamen Abendessen in einem regionalen Restaurant in der freiburger Innenstadt.
Der Ausflug am Donnerstag an den Hartmannsweilerkopf brachte den französischen und deutschen Klassen die damalige Situatione der Stellungskriege eindrücklich nahe. In Kleingruppen, die wie immer aus deutsch- und französischsprachigen Schülerinnen und Schülern bestanden, durchliefen sie die ehemaligen Schützengräben. Das Arbeitsmaterial, das sie durch das Gebiet führte, und die geleistete Vorarbeit erlaubte den Jugendlichen tiefer in die Geschichte einzudringen und die Extremsituation der damaligen Frontsoldaten zu erkennen.
Für den Abend stand keine gemeinsame Aktivität auf dem Programm, doch die spontane Idee einiger deutscher Schülerinnen und Schüler, einen gemeinsamen Kegel- und Barabend zu organisieren, zeigt, wie gut die beiden Gruppen trotz einiger Sprachbarrieren zusammengefunden haben. So war der größte Kritiküpunkt am Freitag bei der Abschlussevaluation auch, dass die Schülerinnen und Schüler nicht genügend gemeinsame Zeit gehabt hätten.
Alle Beteiligten haben mehrfach profitiert. Das Sprechen und Verstehen der jeweils fremden Sprache wurde gefördert. Die jeweiligen kulturellen Eigenheiten wurden erfahren und durch das gemeinsame Arbeiten das gegenseitige Vertrauen aufgebaut. Der europäische Gedanke wurde praktisch gelebt und wird allen zeitlebend in Erinnerung bleiben.