2018 jährt sich das Ende des Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Europa und die Deutsch-Französischen Beziehungen haben sich seitdem in unterschiedlichen Aspekten weiterentwickelt. Ein Krieg in der Europäischen Union erscheint auf den ersten Blick unwahrscheinlich, doch Europa sieht sich mit neuen Problemen konfrontiert. Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind mithilfe rechter Gruppierungen immer stärker an der Tagesordnung und rechte Parteien erzielen immer größere Wahlerfolge. Außerdem wird die EU, deren Ziel es war, Frieden in Europa langfristig zu sichern, immer unpopulärer. Immer häufiger wird nicht miteinander, sondern übereinander geredet.
Ziel der Deutsch-Französischen Jugendbegegnung ist es, miteinander und nicht übereinander zu reden und Brücken zu bauen, um Frieden in Europa auch in Zukunft zu sichern. Die teilnehmenden Jugendlichen sollen gegenüber der Geschichte sensibilisiert werden, um so steigenden Nationalismen und Fremdenfeindlichkeit vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken.
Die Begegnung wird insgesamt 24 Jugendliche aus Deutschland und Frankreich vom 10.-23.Juli 2018 zusammen bringen. Der erste Teil der Begegnung wird in Deutschland, im Kreis Marburg-Biedenkopf, stattfinden. Er dient des gegenseitigen intensiven Kennenlernens, des interkulturellen Austauschs und der spielerischen Auseinandersetzung mit der Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Deutsch-Französischen Beziehungen und ihrem Einfluss auf die Entwicklung der Europäischen Union. Die Schwerpunkte werden durch die Teilnehmenden selbst gesetzt. Ziel ist es, dass im Sinne des peer-to-peer Lernens diejenigen Aspekte an andere junge Menschen weitergegeben werden, für die sich die Jugendlichen selbst interessieren. Begleitet wird der Kennenlernprozess (wie auch der weitere Verlauf) von intensiven Sprachanimationen. Diese dienen dem Abbau von sprachlichen Hemmungen und dem Erlernen eines grundlegenden Wortschatzes der anderen Sprache.
Gemeinsam wird die Gruppe dann weiter Richtung Arnage fahren. Auf dem Weg dorthin werden zwei Zwischenstopps eingelegt, um einen Praxisbezug zu den theoretisch erlernten Aspekten herzustellen. Zum einen wird das Europäische Parlament in Straßburg besucht werden, um europapolitisch aktuelle Themen zu diskutieren. Zum anderen wird ein Stopp in Verdun eingelegt, um geschichtliche Aspekte der Deutsch-Französischen Beziehungen zu intensiveren. Da im Vorfeld bereits inhaltliche Schwerpunkte durch die Jugendlichen gesetzt wurden, haben sie hier bereits die Möglichkeit, Material für den Praxisteil zu sammeln.
Im Anschluss fährt die Gruppe weiter nach Arnage, um dort den praktisch-technischen Teil der Begegnung durchzuführen: Die Erstellung eines gemeinsamen Films, der die erarbeiteten Aspekte darstellt (die inhaltlichen Schwerpunkte sowie die Form des Films, wie bspw. Simple Show/ Dokumentarfilm/... werden von den Teilnehmenden selbst bestimmt). Zur Unterstützung bei der Erstellung von Konzepten sowie der technischen Erstellung eines Films werden Input-Einheiten durchgeführt. Aus dem Film soll dann ein Actionbound erstellt werden, der von anderen Einrichtungen der (außer-) schulischen Bildungsarbeit zum erlebnisorientierten Lernen verwendet werden kann. Bei "Actionbound" handelt es sich um eine Art digitaler (Stadt-) Rallye, mit deren Hilfe relevante Plätze einer Stadt/ Region/... via GPS angesteuert werden können. An jedem (historisch,...) relevanten Ort (der individuell bestimmt werden kann) können digital Stationen hinterlegt werden, die von den Teilnehmenden mithilfe des Smartphones/ Tablets angesteuert werden. An jeder Station können Videos/Fotos/Texte eingeblendet und gleichzeitig Aufgaben gestellt werden. Die Methode eignet sich sehr gut, um neue Orte kennenzulernen und dies gleichzeitig mit erlebnisorientiertem, inhaltlichem Lernen zu verbinden.
Mit der Jugendbegegnung soll erreicht werden, dass die Teilnehmenden durch die Zeit und durch Europa reisen, um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verstehen. Sie sollen für sich selbst herausfinden, wie die Zukunft Europas ihrer Ansicht nach aussehen sollte und wie sie sich selbst für diese Zukunft einsetzen können, um am demokratischen Prozess zu partizipieren.
Am Ende der Begegnung werden die Ergebnisse in Arnage öffentlich präsentiert. Außerdem werden die Ergebnisse im Anschluss auch in Deutschland in Kooperation mit dem BSJ e.V. in Marburg (Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Sozialarbeit) der interessierten Bevölkerung vorgestellt.
Um das Programm möglichst umfassend auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden auszurichten, wird im Vorfeld ein Vorbereitungstreffen in Metz durchgeführt, zu dem je 1-2 Jugendliche aus Deutschland und Frankreich teilnehmen. Außerdem sollen die Teilnehmenden im nationalen Kontext durch weitere Vorbereitungstreffen auf die Begegnung vorbereitet werden. Auch eine Evaluation des Projekts wird im nationalen Rahmen angestrebt
Programm
Dienstag, 10.07.2018
Anreise, erstes Kennenlernen, Klärung der Regeln, Vorstellung des Programms
Mittwoch, 11.07.2018
Weiteres Kennenlernen, Sprachanimationen, Erstellung eines gemeinsamen Kochplans, Erwartungsabfrage, Ländermarkt
Donnerstag, 12.07.2018
Interkulturelles Lernen, Teambuilding-Maßnahmen
Freitag, 13.07.2018
Live-Action-Role-Play zur EU-Geschichte, Little History- Big History, Deutsche Geschichte + Französische Geschichte = Europäische Geschichte? Recherche zu relevanten Ereignissen seit dem 1. Weltkrieg, Nachtwanderung
Samstag, 14.07.2018
Deutsche Geschichte + Französische Geschichte = Europäische Geschichte? Präsentation der Ergebnisse, Die Gegenwart ist die Vergangenheit der Zukunft: aktuelle Probleme und Chancen der EU, Actionbound in Gladenbach
Sonntag, 15.07.2018
Einführung in das Storytelling, kreatives Schreiben zur inhaltlichen Festlegung der Schwerpunkte des gemeinsamen Films + anschließende Recherchephase + abstimmen über den Fokus der Kurzgeschichten des Films, Vorbereitung der Exkursion nach Straßburg und Verdun
Montag, 16.07.2018
Fahrt nach Straßburg, thematische Stadtführung, Besuch des Europäischen Parlaments, Übernachtung in Kehl
Dienstag, 17.07.2018
Fahrt nach Verdun und Besuch der Ausstellung mit gemeinsamer Auswertung und erste Erstellung des Filmmaterials, Fahrt nach Arnage
Mittwoch, 18.07.2018
Auswertung der Exkursionstage und Zusammenbringen der Ergebnisse, weitere Anwendungen für den Film, Workshop zur Technik des Videodrehs, Einteilung in Gruppen für die Kurzfilme, Erstellung von Storyboards, Start der Videodrehs
Donnerstag, 19.07.2018
Arbeit an den Videos, Teambuilding
Freitag, 20.07.2018
Arbeit an den Videos
Samstag, 21.07.2018
Fertigstellen der Videos, Zusammenbringen der Ergebnisse und neue Aufteilung in Gruppen: (1) Finale Bearbeitung der Filme, (2) Erstellung des Actionbounds, finale interne Präsentation des Films
Sonntag, 22.07.2018
Durchführung des selbst erstellten Actionbounds + dessen Evaluation, öffentliche Präsentation des finalen Films mit anschließender öffentlicher Diskussion, Seminarauswertung, Abschiedsabend
Montag, 23.07.2018
Abreise
So lief das Projekt
Nach dem gemeinsamen Kennenlernen in Weidenhausen erarbeiteten die Teilnehmenden in internationalen Gruppen spielerisch, welche Gründe in der Vergangenheit zu Kriegen führten, wie und warum aber auch gleichzeitig das Friedensprojekt EU entstanden ist. Gleichzeitig setzten sie sich aber auch mit aktuellen Herausforderungen auseinander.
Im zweiten Teil der Begegnung fuhr die Gruppe gemeinsam nach Straßburg, um dort die Funktionsweise der Europäischen Union und des Europäischen Parlaments als Stimme der Bürger im Besonderen, kennenzulernen. Weiter ging es nach Arnage (Frankreich), um dort das Erlernte mithilfe von selbst gedrehten Videos anderen jungen Menschen zugänglich zu machen und anschließend der Öffentlichkeit vor Ort zu präsentieren.
Während der Begegnung entstand ein Blog (https://freunde.international/), auf dem die Jugendlichen ihre Eindrücke der Jugendbegegnung mit Videos und Berichten darstellten. Das entstandene Video ist unter https://www.youtube.com/watch?v=7k4ILxWR_tU abrufbar und kann für die Auseinandersetzung mit der Deutsch-Französischen Geschichte frei verwendet werden. Eine öffentliche Präsentation des entstandenen Videos in Deutschland ist für Anfang 2019 in Planung.
Zeitungsartikel (1) , (2) , (3)