Zielgruppe:

  • 15 Schüler_innen aus Deutschland, 16/17 Jahre + 2 erwachsene Begleiter_innen
  • 15 Schüler_innen aus Frankreich, 16/17 Jahre + 2 erwachsene Begleiter_innen

Rahmenbedingungen:

  • 1 deutsch-französische/r «Geschichtsmediator_in», idealerweise spezialisiert auf historische Mediation
  • Mehrere Unterstützer_innen/Zeitzeug_innen

Wir gehen davon aus, dass sich beide Gruppen schon kennen und dass im Vorfeld Icebreaker und Sprachanimation bereits stattgefunden haben. Diese Tageseinheit findet im Rahmen eines einwöchigen binationalen Austausches statt.

Rolle des/r Geschichtsmediators/in:

  • Die Eignung der Unterstützer_innen mit den für die Arbeit notwendigen Fähigkeiten feststellen; Vorbesprechen der Beiträge mit den Zeitzeug_innen (Fragen und Antworten), damit die wesentlichen pädagogischen Ziele dieser Etappe erreicht werden; die Neugier der Teilnehmenden für das Thema und den Ort wecken und erhalten.
  • Gegebenenfalls auf die Subjektivität in den Beiträgen der Unterstützer_innen/Zeitzeug_innens, deren unterschiedliche Betrachtungsweisen und Ansichten eingehen
  • Vertreter_innen der Gemeinderegierung und –verwaltung sowie der Vereine vor Ort kontaktieren und einladen und ggf. Genehmigungen einholen

Ort: Ein französisches Dorf auf der Linie des ehemaligen Frontverlaufs 1914-18

Dauer: 1 Tag (ca. 2x3 Stunden pädagogische Einheiten + Zeremonie)

Ziele:

  • Interkulturelle Sensibilisierung für das Phänomen Erster Weltkrieg; dessen Bedeutung und Potenzial für die Erinnerungsarbeit als Staatsbürger_innen verständlich machen
  • Begleitung einer greifbaren Vor-Ort-Erfahrung und „Entvirtualisierung“ des Themas
  • Das Thema für die Jugendgruppe konkret werden lassen

Inhaltlicher und zeitlicher Ablauf:

  1. ETAPPE : ca. 40 Min.

Empfang der Gruppe durch eine/n Unterstützer/in, die mit dem Ort verbunden und erklärt, warum sie durch ihre Familie, ihre Haupt- oder ehrenamtliche Arbeit o.a. mit den Ereignissen von 1914-18 verwoben ist. Entscheidend ist der persönliche Bezug dazu.

Ziele dieses Treffen mit Zeitzeug_innen sind es:

  • Eine Verbindung zum Begegnungsort herzustellen
  • Eine Beziehung zum Hauptereignis herzustellen
  • Die Ziele authentisch zu vermitteln und verständlich zu machen
  • Die Gruppe anhand eines/r authentischen Zeitzeug_innenberichts für das Thema zu sensibilisieren
  1. ETAPPE : ca. 20 Min.

Erkundung eines „sprechenden“ Ortes (Bunker, Schützengraben, Grab, Gedenkstein o.a.) als Rahmen für die Verankerung des Gesagten an einem Infopunkt:

  • Gründe für den Krieg? Wer trägt die Verantwortung?
  • Merkmale eines Krieges der anderen Art; die Verbindung zur Industrie
  • Auswirkungen auf politischer und sozialer Ebene
  • Bedeutung für die Erinnerungsarbeit

Der erzählerische Charakter der Beiträge sollte so stark wie möglich ausgeprägt sein, wobei sowohl der Standpunkt sowohl der französischen, als auch der deutschen Seite dargestellt werden sollte, vor allem was die Frage der Verantwortung angeht. Die nationalen Positionen sollten sich möglichst nicht herauskristallisieren, damit sich die Jugendlichen  nicht mit diesen identifizieren. (z.B. durch Nennung von Fällen der Verbrüderung und des Widerstanden gegen den Krieg).

Die mündlichen Erzählungen des/r Mediators/in können durch andere Medien illustriert werden, wie z.B. die Titelseite einer Zeitung, ein Schwarz-Weiß-Foto, ein Propaganda-Plakat oder das Foto eines/r Kriegsversehrten. Die Teilnehmen können diese betrachten und herumreichen, nachdem sie den Worten des/r Mediators/in zugehört haben. Schließlich können sie direkt ihre Fragen stellen. Ziel ist es, ein mündliches Input sowie einen Austausch sowohl zwischen dem/r Mediator/in und den Teilnehmenden, als auch zwischen diesen untereinander zu erreichen. Außerdem sollen letztere Antworten auf ihre ersten Fragen erhalten können.

  1. ETAPPE : ca. 1,5/2 Std.

Historischer Spaziergang über ein Schlachtfeld gemeinsam mit einem/r Unterstützer/in (Führer/in, Vor-Ort-Historiker/in, Laien-Archäologe/in).

Während des Spaziergangs werden Erklärungen zur Landschaft, zur Organisation der Soldaten im Feld, zu den Kämpfen und Gegenständen, die von den Unterstützer_innen mitgebracht wurden oder bereits auf dem Weg vorhanden sind, je nachdem, wo die Gruppe sich gerade befindet.

Der/Die Mediator/in kann den lokalgeschichtlichen Beitrag durch allgemeine Bemerkungen oder weltgeschichtlichen Aussagen ergänzen.

Um den Soldaten eine Stimme zu geben, können besonders prägende Auszüge aus Briefen aus den Schützengräben vorgelesen werden, um unterschiedliche Sichtweisen zu beleuchten (Patriotismus/Defätismus) und vor allem um zu zeigen, wie sich diese mit der Zeit verändert haben.

Somit wird von einem Gegenstand, einem Ort oder einem Brief ausgegangen, um dann zu weltgeschichtlichen Themen (wie der Rolle von Zivilist_innen, Frauen, Nicht-Europäer_innen oder Giftgas, Deserteure, etc.) überzugehen. Anhand von Briefen und Gegenständen lassen sich Unterschiede und Ähnlichkeiten bei Mentalitäten und/oder Meinungen der deutschen und französischen Soldaten aufzeigen.

  1. PAUSE. Rückkehr ins Dorf und Mittagspause: 1 Stunde
  2. Briefing zur Vorbereitung der Zeremonie und Gruppenaktivitäten: ca. 2,5 Stunden

Die Absicht der «improvisierten Zeremonie» ist bereits zu Tagesbeginn erklärt worden. Und die Erwartung der eingeladenen Gäste führt zu einem gewissen « positiven Stress » und zu mehr Aufmerksamkeit während des Tagesprogramms. Die jungen Menschen bekommen „freie Hand“ für ihre Redebeiträge, wobei ihnen erklärt wird, dass die Gedenkeinheit eine Einigung und Befriedung zum Ziel hat. Von deutscher wie von französischer Seite sollte jeweils ein/e Teilnehmende/r unbedingt das Wort ergreifen.

Hierbei kann erklärt werden, welche Rolle Bürger_innen bei offiziellen Zeremonien, auch mit Gedenkcharakter spielen. Ein Beispiel wäre die Geste von Helmut Kohl und François Mitterand 1984. Es handelt sich hier um binationale Gruppen. Genauso wichtig ist es, die Geste als politisch und im Zusammenhang mit den herausfordernden Ereignissen der Gegenwart im deutsch-französischen, europäischen und geopolitischen Kontext zu sehen.

Im Vorfeld ist durch den/die Geschichtsmoderator/in zu klären, dass der/die Bürgermeister/in der Kommune die Zeremonie genehmigt oder, besser noch, unterstützt. Lokale und regionale Vereinigungen und Heimatvereine sollen eingeladen werden. Denkbar wäre auch, sich um eine schriftliche Wortmeldung einer Persönlichkeit aus dem Heimatort der Teilnehmenden aus Deutschland zu bemühen, um diese dann während der Zeremonie vorzulesen.

  • Gruppe 1: Interview/Fotos

In Zweiergruppen interviewen und fotografieren die Teilnehmenden einige Dorfbewohner_innen anhand einer angebotenen Liste mit offenen Fragen (z.B. Was wird im Dorf vom Ersten Weltkrieg erzählt? Was wissen Sie vom Schlachtfeld, das die Gruppe am Morgen besucht hatte? Kennen Sie Anekdoten, die hier in der Gegend über den Ersten Weltkrieg erzählt werden? usw.). Die Bewohner_innen werden ermuntert, darüber zu erzählen, was sie über die Geschichte von 1914-1918 wissen. Ein Gedenk-Porträt mit einem Erinnerungsgegenstand oder an einem von der Person ausgewählten Ort von den Teilnehmenden aus Deutschland gemacht werden, damit diese einbezogen sind. Hierfür sind nicht unbedingt Französischkenntnisse nötig. Zum Abschluss werden die Dorfbewohner_innen zur Zeremonie eingeladen, die die Gruppe für den Abend vorbereitet.

  • Gruppe 2: Renovierung/Säuberung von Gedenkstätten

Eine Gruppe kann eine Putz-oder Malaktion o.ä. an einem Ort durchführen, an dem Überbleibsel von 1914-18 zu sehen sind. Dabei können sowohl der Begriff, als auch die Verbindung zwischen Gedenkstätten und Geschichte erklärt werden.

  • Gruppe 3: Bäume pflanzen

In der Nähe eines Denkmals, eines brach liegenden oder im öffentlichen Raum können Bäume gepflanzt werden. Die Bedeutung der symbolischen Geste beim Gedenken historischer Ereignisse sollte erklärt und mit konkreten historischen Beispielen versehen werden.

  • Gruppe 4: Vorbereitung der Zeremonie

Aufgabe dieser Gruppe ist es, die Beiträge aller Gruppen zu koordinieren, Vorschläge zu überprüfen, das Programm zu gestalten und den Zeremonienmeister zu spielen.

  • Andere Gruppen können vorgesehen werden: Landart, improvisierter Chor, Botschaftskranz, etc.
  1. Vorbereitung und Koordination der Beiträge: ca. 1 Stunde

Verfassen von Textbeiträgen, Gedichten, Reden sowie Herstellung von Blumengebinden und –kränzen. Proben usw.

  1. Dauer der Zeremonie einschließlich Freundschafts-Umtrunk: ca. 1 Stunde
  2. Auswertung mit Teilnehmenden, dem/r Mediator/in und dem Team. Feedback / Dank an Unterstützer_innen: ca. 30 Min.