#9 Inklusive Bildung: Perspektiven Und Auswirkungen auf die Demokratie
Cristina Popescu teilt ihre Analyse und beleuchtet die demokratischen Dimensionen inklusiver Bildung.
Inklusive Bildung bedeutet nicht nur, Teilhabe zu ermöglichen, sondern auch, jede Person in ihrer Einzigartigkeit anzuerkennen, wertzuschätzen und zu stärken.
Das 9. PANORAMA-Papier stellt dabei drei zentrale Fragen:
- Warum ist heute von „Inklusion“ die Rede?
- Wie wird Inklusion praktisch umgesetzt?
- Wie kann im Rahmen der bestehenden Grenzen Inklusion neu gestaltet werden?
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Auf einen Blick
Die Salamanca-Erklärung der UNESCO aus dem Jahr 1994 unterstreicht die Notwendigkeit, Kinder mit besonderem Förderbedarf in die Regelschulen einzubeziehen. Sie legt damit den Grundstein für eine inklusive Bildung. Eine inklusive Bildungslandschaft zu gestalten bedeutet, innovative pädagogische Ansätze zu entwickeln, die Lernen für alle zugänglich, gerecht und an die individuellen Lebensrealitäten angepasst machen.
Inklusive Bildung ist eine gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe. Auch wenn ihre Umsetzung anfangs herausfordernd sein kann, profitieren oft alle Mitglieder der Lerngemeinschaft von Maßnahmen, die ursprünglich für besonders vulnerable Gruppen entwickelt wurden. Solche Maßnahmen tragen dazu bei, die Qualität und Vielfalt der Lernumgebungen insgesamt zu verbessern.
Cristina Popescu (Universität Bielefeld) beleuchtet den Entstehungskontext der Diskussionen rund um inklusive Bildung. Sie macht deutlich, wie unterschiedlich der Begriff je nach Land verstanden wird. In Frankreich wird Inklusion vor allem mit der schulischen Integration von Kindern mit Behinderung assoziiert, während er in Deutschland auch den Einbezug von mehrsprachigen und neu zugewanderten Schüler:innen umfasst.
Aus dieser deutsch-französischen Perspektive heraus untersucht Cristina Popescu, wie Fachkräfte aus schulischen und außerschulischen Bereichen inklusive Praktiken konkret umsetzen können. Ziel ist es, sämtliche Bildungsräume – ob formale oder non-formale – in Orte des Willkommenseins zu verwandeln: offen für die Vielfalt an Identitäten, Lernbedürfnissen und Bildungswegen.

Cristina Popescu ist Forschungsdozentin an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld und Mitglied des Centre d‘étude des mouvements sociaux (CEMS) an der Pariser École des hautes études
en sciences sociales (EHESS). Sie beschäftigt sich in ihrer Forschungsarbeit über gefährdete Personnengruppen
mit dem Zusammenhang zwischen Demokratie, Partizipation und inklusiver Bildung. Neben ihrer Rolle als Mitherausgeberin von Géographies du handicap. Recherches sur la dimension spatiale du handicap (2020) hat sie Beiräge zu verschiedenen Sammelbänden veröffentlicht, darunter Pratiques de la diversité et de la citoyenneté (2022) und Clashing Vulnerabilities (erscheint demnächst). Zudem arbeitet sie als Expertin für die UNESCO,
UNICEF und die Europäische Agentur für sonderpädagogische Förderung und inklusive Bildung.