Woher kennen Sie das DFJW?
Ich war um 1979/1980 in der U18 und hatte das Glück, mein erstes internationales Sportjugendlager im Departement Landes zu absolvieren. Im folgenden Jahr fand das Camp in Deutschland statt. Es war das Erste, bei dem ich Ausländer traf, die dieselbe Leidenschaft wie ich hatten: Rudern. Zum Hintergrund: Ich habe meine Kindheit mit meinen Eltern in Afrika verbracht, daher war es für mich immer interessant, neue Menschen kennenzulernen und neue Begegnungen zu machen. Als wir zurück nach Frankreich kamen, lebten wir in einer Region, die nicht unbedingt „fun” war. Als ich entdeckte, dass ich dank meines Sports, dem Rudern, Jugend und Trainingslager in anderen Ländern absolvieren konnte, wollte ich weitermachen, reisen und immer weiter neue Leute kennenlernen. Später habe ich dann selbst Sportcamps im Ausland organisiert.
Sie arbeiten immer noch im Sportbereich. Organisieren Sie weiterhin deutsch-französische Begegnungen?
Beim Rudern wurden schon immer deutsch-französische Jugendlager organisiert, das gehört bei uns zur Kultur. Daher glaube ich, dass es sie schon vor meiner Zeit gab. Ich glaube, wir gehörten zu den Verbänden, die die ersten Sportlager organisiert haben, und das ist bis heute so geblieben. Jedes Jahr findet mindestens eines statt.
Mein Kollege hat übrigens mit mehreren Nationen das Projekt „Road to Olympics” ins Leben gerufen. Das war eine fantastische Erfahrung! Wir sind also immer startbereit, um kulturelle Sportbegegnungen mit Deutschland zu organisieren.
Hat Ihnen die Interkulturalität in Ihrem beruflichen Alltag neue Sichtweisen und eine offene Geisteshaltung gebracht?
Ständig! Denn unter uns finden wir die Weisheit nicht. Unter uns zu bleiben bringt uns nicht weiter, das ist klar. Sei es in Bezug auf die Denkweise, die Trainingsmethoden, die körperliche Vorbereitung, die von Land zu Land unterschiedlich sein kann, einen technischen Ansatz, ein Vokabular, eine Art, sich gegenüber den Athlet:innen auszudrücken, oder Treffen zwischen Trainer:innen. All das ist eine Bereicherung. Selbst wenn es sich um jüngere Sportler:innen handelt, lässt sich das Wissen ohnehin immer auf ältere Sportler:innen übertragen. Das ist nur ein Bonus.
Haben Sie noch Kontakt zu Personen, die Sie während Ihres deutsch-französischen Austauschs kennengelernt haben?
Ja, mit Mädchen in meinem Alter, die weiter gerudert haben – oder auch nicht, aber das spielt keine Rolle – sind wir immer in Kontakt geblieben. Damals waren die Sportjugendlager noch nicht gemischt.
Wie in anderen Sportarten auch ist Rudern eine große Familie. Wenn man so außergewöhnliche Dinge wie Trainingslager oder Wettkämpfe gemeinsam erlebt, verbindet das für immer.
Christine Gossé ist technische Beraterin im Französischen Ruderverband FFA.