Familienurlaube in Frankreich, mein erster Schulaustausch nach Angers und meine dreimonatige Teilnahme am Brigitte-Sauzay-Programm haben mich neugierig gemacht. Daraus wurde ein großes Interesse für die französische Sprache, die Kultur und den Alltag. Mir war schnell klar: Ich möchte für einen längeren Aufenthalt nach Frankreich. So entschied ich mich nach meinem Abitur, einen Freiwilligendienst in Frankreich zu machen. Über das Deutsch-Französische Ökologische Jahr (DFÖJ) fand ich schließlich meine Einsatzstelle im Elsass. Dort habe ich ein Jahr für den Verein „Labo M“ gearbeitet, der sich dafür einsetzt, handwerkliches und landwirtschaftliches Wissen zurückzugewinnen. Ich habe mich um die Pflege des Gemüsegartens gekümmert, bei ökologischen Renovierungsarbeiten und handwerklichen Arbeiten in der Tischlerei geholfen. Ich habe auch eigene Projekte umgesetzt und Festivals mitorganisiert.
Durch meine Arbeit im Verein habe ich erlebt, wie sehr Engagement vor Ort wirkt. Schon kleinere Veranstaltungen wie unsere Filmdebatten oder Festivals haben den Raum für Diskussion und Austausch geschaffen. Besonders deutlich hat mir das unser Natur- und Familienfestival „Hameau Nature“ gemacht. An diesem Wochenende sind Besucher:innen unterschiedlichster Altersklassen auf unseren Hof gekommen und haben diesen in einen Ort für Austausch, Lernen und gemeinsames Entdecken verwandelt. Ich hatte außerdem die Möglichkeit, eigenen Ideen einzubringen. So entwickelte ich ein Escape Game, mit dem ich Kindern und Erwachsenen spielerisch Klimaschutz und nachhaltiges Handeln näherbringen konnte. Diese Aufgabe hat mir ganz besonders viel Freude bereitet. Ich hatte das Gefühl, dass ich auf lokaler Ebene etwas zu einer gerechten und bewussteren Gesellschaft beitragen konnte.
Ein weiterer besonders prägender Teil meines Freiwilligendienstes war die Erfahrung, in einem Land zu leben, dessen Sprache ich nicht fließend beherrsche. Im Alltag ist mir bewusst geworden, dass Gespräche über ganz banale Dinge zu kleinen Herausforderungen werden können, da sie in einer Sprache geführt werden, die für andere selbstverständlich ist – für mich jedoch nicht. Vor allem die Online-Besprechungen des Vereins auf Französisch haben mir gezeigt, wie komplex Diskussionen sein können. Immer wieder fand ich mich in Situationen wieder, in denen ich nicht verstand, worüber diskutiert wurde. Ich suchte nach den richtigen Formulierungen und merkte, wie schwer es sein kann, meine Gedanken präzise auszudrücken. Oft blieb ich unsicher und fragte mich: „Habe ich mich klar genug ausgedrückt? Wurde das, was ich sagen wollte, wirklich verstanden?“ Diese Momente haben mir sehr deutlich gemacht, wie eng Sprache und Selbstvertrauen miteinander verbunden sind. Ich habe erkannt, wie schnell Missverständnisse entstehen können und wie kleine sprachliche Ungenauigkeiten zu unterschiedlichen Einschätzungen oder Erwartungen führen können. Darüber hinaus habe ich verstanden, wie bedeutend Sprachkompetenz für echte Verständigung ist und wie gelungene Kommunikation das Zusammenleben und -arbeiten erleichtert.
Rückblickend ist diese Erfahrung richtungsweisend für meine Studienfachwahl gewesen. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig Sprachenlernen ist, um Beziehungen aufzubauen und ein tieferes Verständnis für andere Menschen zu entwickeln. Daran möchte ich in meinem Französischstudium anknüpfen, um die Sprache, die Kultur und die Menschen besser und tiefgreifender verstehen zu können.
Birte Melloh ist 21 Jahre alt und war im Jahrgang 2024/25 DFÖJ-Freiwillige im Elsass. Sie möchte sich auch in Zukunft für die deutsch-französische Freundschaft stark machen.
Blog "Die Jugend hat das Wort"
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