Anlässlich des 60. Geburtstags des Elysée-Vertrags gibt das DFJW jungen Menschen das Wort zu Themen, die ihnen am Herzen liegen. Entdecken Sie ihre Erfahrungen, ihre Ideen und ihre Gedanken.

von Josephine Ehm

Was ist Deiner Meinung nach die größte Herausforderung unserer Zeit? Wenn Du jetzt an die Klimakrise gedacht hast, ergeht es Dir wie mir und vielen anderen jungen Menschen auf der ganzen Welt. (Ich wähle bewusst den Begriff der „Krise“, denn er beschreibt am besten die Lage, in der wir uns befinden.)

In der kürzlich veröffentlichten Jugendstudie des DFJW antwortete die Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland und Frankreich auf die Frage, welche ihrer Meinung nach die drei größten Herausforderungen unserer Zeit seien, dass für sie der Klimawandel oben steht. [1]

Warum gerade die Klimakrise unsere größte Herausforderung ist

Erinnerst Du Dich noch an das Bündnis „Letzte Generation“? Sie ist bekannt für ihre Klebe-Blockaden im Straßenverkehr und das Beschmieren von Kunstwerken in Museen. Die Aktionen der Aktivist:innen aus der Umweltschutzbewegung erregen viel Aufmerksamkeit. Nicht jede:r ist auf der Seite der Aktivist:innen und hält ihre Aktionen für sinnvoll. Manche werfen der „Letzten Generation“ auch vor, dass ihre Maßnahmen zu weit gehen, beispielweise indem sie stundenlang Straßen und somit die Zufahrt für Krankenwagen blockieren oder es riskieren, ein Van-Gogh-Gemälde zu beschädigen. Unabhängig davon, wer wie zu diesen Aktionen steht, können wir doch alle eines feststellen: Die Klimakrise ist eine immer größer werdende Bedrohung und die Zeit, die wir haben, um noch zu handeln, wird immer kürzer. Diese Wahrheit bereitet uns Angst.

Angst vor der Klimakrise

Banniere Art Josephine

Das Gefühl von Angst verspüren vor allem junge Menschen, weil sie ihre Zukunft noch vor sich haben. Die Konsequenzen des Klimawandels und der daraus resultierenden Herausforderungen ist ihnen also besonders bewusst, wie wir in der Jugendstudie gesehen haben. Dazu kommt, dass wir bereits heute Folgen der Klimakrise spüren: Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Brände, Stürme oder Überschwemmungen sind kein Einzelfall mehr. Die zentrale Frage, die sich uns aufdrängt, ist: Werden wir es schaffen in der kurzen Zeit, das Fortschreiten des Klimawandels zu verhindern? Angesichts der weltweit mangelhaften Bemühungen können wir nicht mehr optimistisch in die Zukunft blicken. Diese Aussicht verstärkt die Angst vor einer unaufhaltsamen Klimakrise. Wir fühlen uns ohnmächtig gegenüber der großen, wenn nicht sogar größten Herausforderung unserer Zeit. Jeden Tag müssen wir zusehen, wie die Klimakrise immer mehr Spuren in der Welt hinterlässt. Umso bewusster wird uns, dass wenn wir als Einzelne handeln, das Klima nicht retten können. Dabei ist unser Wunsch nach einer lebenswerten Welt für alle Menschen und nach einem Aufhalten des Klimawandels unbeschreiblich groß.

Wenn junge Menschen das Wort „Klimakrise“ hören, denken sie nicht nur an die direkten Auswirkungen auf die Natur, sondern an alles, was damit verbunden ist. Wir denken an unsere Zukunft und die zahlreichen Fragen, die sich dabei stellen: „Welche wird die Welt von morgen sein, wenn es uns nicht gelingt, den Klimawandel einzudämmen? Wie viele Menschen werden flüchten müssen, weil ihr Lebensraum unbewohnbar ist? Wie viele Tierarten werden noch aussterben? Wer wird die Kosten für die Klimakrise tragen? Wie gestalten wir Klimaschutz gerecht? Wird die Stimme junger Menschen endlich gehört werden?“ Anhand der Fragen wird deutlich, was die Klimakrise wirklich bedeutet: Gravierende, unumkehrbare Veränderungen in allen Lebensbereichen.

Doch was können wir gegen Angst und Ohnmacht tun? Diese Gefühle entstehen, weil Jugendliche sich nicht gehört fühlen. Um diese Ohnmacht zu beenden, muss vor allem die Politik die Sorgen und Ängste ernstnehmen und jungen Menschen eine Teilhabe an klimapolitischen Entscheidungen ermöglichen. Die Realität sieht leider anders aus: Jugendliche besitzen kaum wirksame Möglichkeiten der politischen Teilhabe in diesem Bereich.

Ist unser Engagement also nutzlos, wenn der Einfluss auf die Klimakrise so sehr von der Politik abhängt?

Wie junge Menschen im DFJW sich für Ihre Zukunft engagieren

Wir wissen zwar, dass das Handeln weniger Menschen kaum Einfluss hat, dafür aber das Handeln als Gemeinschaft umso mehr. Gemeinsames Engagement ist unser Mittel gegen Ohnmacht und kann ebenfalls Auswirkungen auf die Politik haben! Vielleicht hast Du schon wahrgenommen, dass sich in den letzten Jahren einige Dinge zum Positiven verändert haben, auch wenn diese Maßnahmen natürlich nicht ausreichen. Mir fallen da zum Beispiel Mehrwegbecher oder Glasstrohalme ein, sowie Frankreich, das die Lebensmittelverschwendung unter Strafe gestellt hat.

Spätestens seit den weltweiten Protesten für das Klima von Fridays for Future engagieren sich Jugendliche für ihre Zukunft. So dringend die Klimakrise ist, so kreativ sind die Ideen junger Menschen, um sich für den Klimaschutz einzusetzen. Je dringender Aktionen zum Klimaschutz werden, um so kreativer werden die Ideen der jungen Menschen, um etwas für das Klima zu tun. Neben zahlreichen Projekten im DFJW überzeugen besonders die Juniorbotschafter:innen mit ihren innovativen Aktionen. Der DFJW-Klimalauf bietet beispielsweise eine einfache Möglichkeit, gemeinsam für das Klima aktiv zu werden. Die Idee: das Erlaufen von Klimakilometern. Egal ob beim Wandern oder Spazieren gehen können Teilnehmende Klimakilometer sammeln, die das DFJW in Spenden für die Aufforstung eines deutsch-französischen Waldes in der Grenzregion umwandelt. Beim Klimalauf wird außerdem Müll gesammelt. Am 21. März 2023, dem „Internationalen Tag des Waldes“, startet der Klimalauf in Deutschland und Frankreich. Du willst Dich engagieren?

So hoffnungslos die Zukunft scheint, bin ich mir dennoch sicher, dass wir es gemeinsam schaffen können, die Klimakrise aufzuhalten. Unser Engagement ist mächtiger als wir denken. Ich hoffe, dass der Artikel auch Dich motiviert, Dich zu engagieren, denn es geht um unsere Zukunft. Lass uns die Zukunft gemeinsam gestalten und die Klimakrise zu einer der erfolgreichsten Herausforderungen in den nächsten 60 Jahren DFJW machen!

Josephine Ehm

Josephine Ehm studiert im zweiten Mastersemester „Interkulturelle Kommunikation und BWL als Nebenfach“ an der Universität des Saarlandes. Im September 2022 beendete sie ihr deutsch-französisches Bachelorstudium im Fach: „Grenzüberschreitende Kommunikation und Kooperation“. Neben ihrem Studium ist Josephine auch in ihrer Freizeit im deutsch-französischen Kontext unterwegs. Von 2019-2022 engagierte sie sich als DFJW Juniorbotschafterin und ist darüber hinaus in einigen deutsch-französischen Projekten aktiv.

[1] Kantar Public, Jugendstudie am Vorabend von „60-Jahre-Élysée-Vertrag“– Ausgewählte Ergebnisse: Blick der Jugend auf die Zukunft. Die Jugendstudie wurde vom DFJW in Auftrag gegeben. Frage 6 lautet: „Welches sind Ihrer Meinung nach die drei größten Herausforderungen unserer Zeit? Bitte fangen Sie mit der größten Herausforderung an.“ Zur Auswahl standen: Klimawandel/ Krieg/ atomare Bedrohung/ Terrorismus (innere Sicherheit)/ Einwanderung/ Krankheiten/ Zu hohe Preise/ Spaltung der Gesellschaft/  Fremdenfeindlichkeit und Rassismus/ Armut/ Arbeitslosigkeit/ Nichts davon/ Weiß nicht.